Sourcing in China vs. EU – die größten Vor- und Nachteile

Zwei wichtige Fragen wird sich jeder Amazon FBA Verkäufer spätestens sobald er sich Gedanken über das Thema “Sourcing” macht, stellen müssen: Was soll ich überhaupt verkaufen? Und woher beziehe ich es?

Beim Sourcen beschränken sich die meisten erfolgreichen Seller auf zwei gängige Vorgehensweisen: Entweder sie beziehen ganz klassisch ihre Ware direkt aus China oder sie kaufen freiverkäufliche Handelsware aus Deutschland bzw. der EU generell.

In diesem Artikel erfahren Sie, worin die Vor-und Nachteile der jeweiligen Bezugsquelle liegen und warum insbesondere die Kombination aus beiden eine besonders effektive Synergie darstellt.

1. Sourcing in China

Wie jedem FBA Seller wohl bereits bekannt ist werden die meisten Waren, die im Rahmen des Private Labelling auf Amazon angeboten werden, aus China bezogen.
Doch dies bringt einige Risiken mit sich. Ein extrem wichtiger Punkt in diesem Zusammenhang und gleichzeitig wohl auch der entscheidende Unterschied zum Einkauf in der EU ist folgender: Nach dem Produktsicherheitsgesetz (ProdSG) haftet der Importeur wie ein Hersteller. Was heißt das für Sie? Ab dem Moment, in dem Ihre Waren den Zoll durchlaufen haben, obliegt es Ihnen als “Inverkehrbringer” sich um die Einhaltung einschlägiger Richtlinien und Verordnungen zu kümmern.

Wie viele es von diesen gibt und warum Sie sich damit unbedingt intensiv beschäftigen sollten, möchte ich an dieser Stelle nicht weiter ausführen.
Für diejenigen, die gerne einen Überblick über diese komplexe Materie haben würden, empfehle ich das kostenlose E-Book zu diesem Thema: >> FBA BUSINESS GUIDE <<

Aber nicht nur die Produkthaftung ist ein Problem beim Import von Waren aus China. Sie erwarten zudem auch erhebliche Kosten, wie beispielsweise für Zoll und Einfuhr-Umsatzsteuer und für die Verschiffung von China bis nach Deutschland. Auch diese Prozesse gehen nicht selten mit einer Reihe weiteren rechtlichen Komplikationen einher.

Warum ist der Import aus China dann dennoch so beliebt? Das liegt schlicht und einfach daran, dass auch sehr viele Argumente für einen Import aus China sprechen:

  • Sie können Ihr eigenes Produkt und die Verpackung Ihrer Produkte selber designen, um sich von der Konkurrenz abzusetzen.
  • Dies ermöglicht es Ihnen “Branding” zu betreiben, also Ihre eigene Marke zu positionieren und aktiv zu vermarkten.
  • Sie sind nicht auf die Lagerbestände von Großhändlern angewiesen und können jederzeit Ware nachproduzieren lassen; bei Bedarf auch in sehr großen Mengen.
  • Vor allem bei größeren Mengen können Sie hier deutlich günstiger einkaufen als im Großhandel.
  • Sie genießen als alleiniger Anbieter Ihrer Ware einen Schutz vor BuyBox-Konkurrenz.
  • Nur wer selber herstellen lässt, hat die Chance darauf, Trends zu entdecken, umzusetzen und Innovationen auf den Markt zu bringen.

2. Sourcing in der EU

Wenn Sie es allerdings vermeiden möchten, vollumfänglich der Produkthaftung ausgeliefert zu sein, Zertifikate und Konformitätserklärungen anfertigen lassen zu müssen und hohe Kosten für die Einfuhr zu tragen, haben Sie auch die Möglichkeit in der EU zu sourcen.

So wie es in China Handelsplattformen wie www.alibaba.com gibt, so existieren auch in Deutschland einige Plattformen, die für Sie beim Sourcen hilfreich sein können. Für die Suche nach Herstellern eignet sich ”wer liefert was” www.wlw.de. Wollen Sie gleich nach Produkten suchen und diese direkt bequem einkaufen empfiehlt sich ein Blick auf www.zentrada.de.

Sie sollten in jedem Fall darauf achten, dass der Hersteller bzw. Importeur mit seiner gesamten Anschrift auf dem Produkt genannt ist und Ihnen am besten die Prüfprotokolle und Konformitätserklärungen zukommen lässt. Denn auch als Händler besteht immer noch eine kleine Resthaftung, die Sie dadurch minimieren können, dass Sie diese Dokumente aufbewahren und sich darüber hinaus selber mit dem Produkt sowie seinem Gefahrenpotential befassen. Halten Sie sich an diese Maßgabe, können Sie mit folgenden Vorteilen gegenüber dem Sourcing in China rechnen:

  • Die Preise hier sind bei kleinen Stückzahlen oft sogar niedriger als beim Einkauf aus China, da hier keine hohen Transportkosten, Zölle usw. dazukommen.
  • Der Kontakt und die Kommunikation zu den Großhändlern ist einfacher, da hier keine kulturellen sowie sprachlichen Barrieren gegeben sind.
  • Hier gilt Deutsches Recht – Ist die Ware mangelhaft und reklamierst du das unverzüglich i.S.v. § 377 HGB, so haben Sie die Möglichkeit, die Ware zu retournieren, einen Preisnachlass anzufordern oder nachbessern zu lassen.
  • Kurze Transportzeiten: Die meisten Hersteller können hier innerhalb von 1-3 Tagen Ihre Ware liefern! Sie können also sofort loslegen!
  • Geringe Mindestabnahme: Bei vielen Großhändlern können Sie nach Vorlage des Gewerbescheins bereits sehr geringe Mengen einkaufen.

Wie Sie sehen hat auch der Einkauf von Waren aus Deutschland oder anderen EU Ländern seine Vorteile.

Handlungsempfehlung zum Sourcing

Was ist jetzt also die bessere Vorgehensweise? Anstatt jetzt “Partei zu ergreifen” und sich rein auf eine Methode beschränken zu müssen, können Sie auch beide Bezugsquellen gleichzeitig nutzen! Genau hier entsteht der bereits anfangs genannte Synergie-Effekt.

Sie können Handelswaren nicht nur dafür nutzen, Ihr Sortiment günstig zu erweitern oder kurzfristig Restbestände über Amazon FBA zu verkaufen – Darüber hinaus haben Sie so die Chance, verschiedene Produktkategorien kennenzulernen.

Eine rein analyse- oder recherchebasierten Produktwahl ist nicht optimal. Dafür gibt es einfach viel zu viele nischenspezifische Vor- und Nachteile. Genau diese können Sie mit Handelswaren aber herausfinden!

Ein Beispiel: Sie importieren aus China und verkaufen momentan ausschließlich Fitnesszubehör, wissen worauf es in dieser Nische ankommt und worin die Stärken und Schwächen vergleichbarer Produkte liegen. Nun möchten Sie Ihr Produktsortiment ergänzen und passende Plastikboxen zum Transport von Fitnessnahrung anbieten. Sie kennen sich mit den einschlägigen Richtlinien und Kennzeichnungspflichten dieser Produktkategorie nicht aus und möchtest gerne zuerst einmal testen worauf es hier ankommt, wie hoch die Retourenquote ist und wie erfolgversprechend es ist, hier eine prominente Position im Ranking zu erreichen.

Genau bei dieser Ausgangssituation würde es sich anbieten, diese Plastikboxen zuerst von Großhändlern aus Deutschland zu beziehen. Wenn Sie von Ihrem Händler die Zertifikate und Konformitätserklärungen zu diesem Produkt erhalten, haben Sie gleich eine gute Schablone für Ihren eigenen Import, sofern Sie sich mit dieser Produktkategorie anfreunden können.

Fazit zum Vergleich Sourcing in China vs. Deutschland/EU:

Die Entscheidung zwischen dem eigenen Import aus China oder dem Einkauf über den Großhandel muss erst gar nicht getroffen werden, wenn Sie die Synergie aus beiden Bezugskanälen nutzen möchten!
Besonders für Einsteiger oder Verkäufer, die neue Produkte im Verkauf testen wollen, ist gerade diese Kombination optimal.

One thought on “Sourcing in China vs. EU – die größten Vor- und Nachteile

  1. Achmed Sharif says:

    Hi Tobias,
    vielen Dank für Informationen und Videos bei youtube. Man merkt, dass Du hier das ganze ehrlich rüberbringst ohne hintergedanken. Ich selber stehe noch ganz am Anfang . Eine Frage, ich hoff keine dumme, lässt Du Dir die Produktfotos machen oder gestaltest sie selber. Da habe ich noch ziehmliche Probleme.
    Danke und viel Erfolg noch.
    Achmed

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