Für viele Menschen ist Amazon FBA als Geschäftsmodell so interessant, da es eine konkrete und erfolgsversprechende Möglichkeit zum Einstieg in die (hauptberufliche) Selbstständigkeit bietet.
So dachte ich auch, als ich mich vor einigen Jahren bereits nach wenigen Wochen dazu entschlossen hatte, vom Online-Handel zu leben. Die schnell steigenden Umsätze und das rasante Wachstum waren für mich ein klares Signal: “Da muss ich jetzt dranbleiben”.
Kurze Zeit später stagnierte das Wachstum und fiel zwischenzeitlich sogar ab. Diese Entwicklung ist (wie ich heute weiß) absolut normal. Doch gerade deshalb sollten Sie sich nicht voreilig in die Selbstständigkeit stürzen und dabei alles auf eine Karte setzen bzw. “all in” gehen mit der Entscheidung hauptberuflicher Amazon Seller zu werden.
Denn gerade diese unvorhersehbaren Umsatzschwankungen und die hohe Abhängigkeit sind es, die Sie nicht nur Ihre Existenz, sondern auch den Spaß und die Freude an diesem Business kosten können.
Welche Faktoren entscheidend sind für die Beantwortung der Frage, ob und wann der Schritt in die Selbstständigkeit für Sie der Richtige ist, erfahren Sie in diesem Beitrag.
1. Lebensstandard und Lebenssituation
Jeder muss selber für sich entscheiden, was ihm wichtig ist und was zu einem erfüllten Leben dazugehört. Wenn Sie auf eine Luxuswohnung und ein teures Auto nicht verzichten wollen, sollten Sie mit dem Schritt in die Selbstständigkeit so lange warten, bis der Reingewinn am Ende des Jahres so hoch ist, dass Sie trotz Reinvestition und Rücklagen noch ausreichend Profit übrig haben.
Als Student zum Beispiel oder wenn Sie einfach genügsam und sparsam sind, dann sieht die Sache gleich ganz anders aus. Unter diesen Umständen können Sie rein theoretisch schon mit einem kleinen Produktsortiment Ihren Lebensunterhalt finanzieren.
Ich würde niemandem dazu raten, diesen Schritt gleich im ersten Jahr zu gehen. Aber wenn Sie es tun wollen, dann sollten Sie sich über diesen wichtigen Punkt ausreichend Gedanken machen!
2. Hohe Abhängigkeit – wie Sie damit umgehen sollten
Als Amazon FBA Seller werden Sie schnell merken, wie hoch Ihre Abhängigkeit von anderen ist….Von Ihren Kunden, die die Produkte kaufen müssen, damit Sie Umsatz generieren, vom Wettbewerb, der stetig überwacht werden muss, von Ihren Lieferanten, die Ihren Bestellungen (pünktlich) nachkommen müssen und zuletzt natürlich von Amazon selbst.
Die Abhängigkeit gehört zum Online Business, gleich welcher Art, dazu! Entscheidend ist vor allem, sich über die Gefahren zu informieren und sich entsprechend vorzubereiten, um das Risiko zu minimieren.
Trotzdem kann es gut sein, dass Sie besser schlafen können, wenn Sie noch andere Einnahmequellen haben und eine Accountsperrung oder ein Rechtsstreit nicht so einfach Ihre Existenz gefährden kann.
3. Ganzheitlich kalkulieren – Sie selbst sind das Unternehmen!
Besonders als Einzelunternehmer, oder als “one-man-GmbH” oder UG sind Ihr Unternehmen und Ihr Privatleben nicht wirklich voneinander getrennt. Vielmehr beeinflussen sie sich direkt gegenseitig. Der Online-Handel ist kapitalintensiv und eine Investition für ein neues Auto, ein neues Sofa oder auch nur einen Drehstuhl haben direkte Auswirkung auf Ihr Unternehmenswachstum! Es ist gefährlich, sich von den hohen Umsätzen, die im Seller-Central angezeigt werden, täuschen zu lassen. Umsatz und Gewinn haben nichts miteinander zu tun – gar nichts! Diese Erfahrung musste ich z.B. machen, als ein knapp kalkuliertes Produkt mit einer hohen Retourenrate am Ende sogar negativ-Gewinne (also Verluste) erzeugt hat!
Die Zahlen, die Sie täglich im Umsatz und in den bestellten Einheiten sehen, haben also zunächst nichts mit dem zu tun, was Sie am Ende für Reinvestitionen oder andere Ausgaben zur Verfügung haben. Dieser Punkt ist entscheidend und hat schon viele in die Insolvenz getrieben.
Trotzdem ist es möglich – es müssen nur eben alle Punkte beachtet werden – und dies am besten noch gleichzeitig. Amazon FBA ist kein einfaches Business – aber was ist schon einfach?
“Nothing worth having comes easy”
Mein Fazit – aktuelle Erfahrungen und Empfehlung an Sie:
Der Weg in die (vernünftige und langfristige) Selbstständigkeit als Amazon FBA Seller sollte wohlüberlegt sein. Rückblickend hätte ich persönlich erst einige Zeit später diesen Schritt wagen sollen. Ein entscheidender Unterschied ist nämlich folgender: Die hohe Abhängigkeit bringt einen dazu, potentielle Risiken noch viel ernster zu nehmen, als sie vielleicht tatsächlich sind. Ich habe mich selber furchtbar über jede negative Rezension und jede potentielle Gefahr geärgert und mir Sorgen gemacht. Seitdem das Amazon Geschäft nur noch einen Teil meiner Einnahmen ausmacht, kann ich diesen Rückschlägen viel entspannter entgegenblicken und habe dementsprechend auch wesentlich mehr Spaß daran!
Damit auch der wichtigste Punkt zum Schluss: Meiner Meinung nach können Sie als Amazon Seller dauerhaft nur erfolgreich und motiviert bleiben, wenn Sie die Freude daran behalten.
Was sind Ihre Erfahrungen dazu? Ich würde mich über einen Austausch sehr freuen! Hinterlassen Sie mir dafür einfach einen Kommentar!